氣 (mandarin "Qi", japanisch "Ki")
氣 wird häufig mit "Energie" oder "Lebensenergie" übersetzt. Von der Gleichstellung mit „Energie" möchte ich mich hier explizit distanzieren, da physikalische Energie in Joules messbar ist und ich daran zweifle, dass dies bei Qi der Fall ist. Wer selbst Erfahrung mit Kampfkünsten, Meditation oder traditioneller chinesischer Medizin hat, bekommt jedoch schnell einen Begriff von dem, was mit 氣 gemeint ist. Was sich beim ersten Mal als Wärmegefühl oder Entspannung erfahren lässt, entfaltet mit der Zeit immer mehr Qualitäten und Nuancen, die sich weder mit dem Begriff "Energie" noch "Lebensenergie" übersetzen lassen. In Ermanglung einer brauchbaren Übersetzung bezeichne ich die Summe dieser Erfahrungen mit der Transliteration Qi (sprich "tschi") des chinesischen Schriftzeichens 氣.
Was ist Qi?
Bei der ersten Begegnung mit dem Begriff Qi handelt es sich in der Regel um eine mentale Hilfe, eine Visualisierung, die einem hilft, bewusst mit komplexen Abläufen im Körper umzugehen. Indem man sich auf das fiktive Qi konzentriert, folgt der Körper diesem Gedanken einfach nach und seine Bewegungen harmonisieren sich ohne, dass man sich darum zu kümmern braucht.
Dieses Konzept kann weiterverfolgt und ausgebaut werden. Mit bewegtem Qigong (Üben des Qi) gewinnt man eine immer präzisere Kontrolle über die Bewegungen. Das stille Qigong dient der inneren Anwendung desselben Prinzips statt der Gliedmassen bewegen sich die inneren Strukturen des Körpers. Es wird deshalb auch innere Alchimie genannt.
Die grossen Meister der Kampfkünste verwenden Qi, um ihren Gegner zu bewegen, ohne ihn zu berühren. Theoretisch mutet das völlig absurd an, wenn man es einmal erlebt hat, schwinden aber die Zweifel.
Qi kann auch für Telekinese (Bewegen auf Distanz) verwendet werden und das Konzept "Qi" fliesst in viele Phänomene ein, die im Westen unter paranormal oder parapsychologisch eingeordnet werden. Naturwissenschaftliche Erklärungen gibt es dafür (noch) keine und nur sehr wenige wissenschaftliche Arbeiten existieren auf dem Gebiet, die hauptsächlich auf Russisch verfasst wurden.
Meines Erachtens handelt es sich bei Qi um einen Sammelbegriff, der viele Phänomene vereint, die im Westen zum Teil differenziert werden. So lässt sich das erlebte Wärmegefühl einfach mit vermehrter Durchblutung erklären und Kribbeln in den Muskeln mit Entspannung. Trotzdem geht Qi über die Begrifflichkeit der westlichen Naturwissenschaften hinaus. Es scheint eine Form der Informationübertragung zu beinhalten, deren Eigenschaften und Trägermedium noch zu erforschen sind.
Rupert Sheldrake erklärt übersinnliche Phänomene mit "morphischen Feldern", die er zu beweisen (noch) schuldig ist, und Fritz-Albert Popp postuliert Biophotonen, die ebenfalls einige dieser Phänomene erklären könnten. In der russischen Wissenschaftsliteratur hat man die Phänomene etwas systematischer untersucht und sich dabei vor allem auf die Systemtheorie gestützt.
Bis heute hat mir die Systemtheorie ebenfalls die besten Erklärungen geliefert. Meine Überlegungen dazu sind relativ umfangreich und reichen von der Medizin allgemein, der Erkenntnisgewinnung in der Konsultation bis hin zur Bedeutung der Komplexität in der Biologie. Das Dokument können Sie hier (pdf, 138KB) herunterladen.
Weitere Dokumentation zu Qi (氣), Parapsychologie und übersinnlichen Phänomenen
Hier trage ich fortwährend mehr Details zum Begriff Qi, der Parapsychologie, übersinnlichen Phänomenen und deren Erforschung zusammen.
Downloads
- Einführung in die Arbeit mit Qi (pdf, 320KB) , Simon Ruegg 2008
- Gedanken zu einer systemorientierten Tiermedizin (pdf, 138KB), Simon Ruegg 2008
Links
Die folgenden Webseiten enthalten weitere interessante Informationen. Ich habe keinen Einfluss auf deren Inhalt und bin nicht unbedingt der gleichen Meinung. Der Verweis auf diese Links soll das Diskussionsfeld erweitern und ich lehne jegliche Haftung für deren Inhalte ab.
- Rupert Sheldrake, englischer Biologe und Philosoph, der "morphische Felder" postuliert
- International Institute of Biophysics (Fritz-Albert Popp), Forschungsgruppen, die sich mit Biophotonen befassen
- Wikipedia: Qi (氣), Parapsychologie
Literaturhinweise
Weitere Literaturhinweise sind in den anderen Sprachen zu finden.
- Alles über Körpersprache - sich selbst und andere besser verstehen, Samy Molcho 2001, ISBN: 978-3442390472, Goldmann Verlag.
- Qi Gong - der chinesische Weg für ein gesundes, langes Leben, Qingshan Liu 2000, ISBN: 978-3720550260, Irisiana Verlag.
- Qigong für alle Kampfkünste - Übungen zur Entwicklung der Konzentration, der vitalen Energie und inneren Stärke, Gabi Lind 1998, ISBN: 978-3328007814, Sportverlag.
- Die Medizin der Chinesen - Erfahrungen mit fernöstlicher Heilkunst, Carl-Hermann Hempen 1988, ISBN: 978-3442123094, Goldmann Verlag.
- Systemdenken in der Naturwissenschaft - von der Thermodynamik zur Allgemeinen Systemtheorie, Josef Schurz 2006, ISBN: 978-3896703644, Carl-Auer-Systeme Verlag.
- Ökologie des Geistes - anthropologische, phsychologische, biologische und epistemologische Perspektiven, Gregory Bateson 1985, ISBN: 978-3518281710, Suhrkamp Verlag.
- Die Kunst zu siegen, ohne zu kämpfen - Geheimnisse und Geschichte über die Kampfkünste, Pascal Fauliot und Loel Zwecker 2003, ISBN: 978-3442216215, Goldmann Verlag.
- Tao-Tê-King von Lao-Tse, übersetzt von Günther Debon 1997, ISBN: 978-3150067987, Reclam Verlag.
- Das wahre Buch vom südlichen Blütenland von Dschuang Dsi, übersetzt von Richard Wilhelm 1969, ISBN: 978-3720530576, Diederichs Verlag.
- Das Buch der Fünf Ringe von Miyamoto Musashi, übersetzt von Taro Yamada 2003, ISBN: 978-3492245364, Piper Verlag.
- Niederschrift von der Smaragdenen Felswand („Bi-Yän-Lu"), übersetzt von Wilhelm Gundert 2005, ISBN: 978-3865390318, Marix Verlag.
- Der siebte Sinn der Tiere, Rupert Sheldrake 2007, ISBN: 978-3596174966, Fischer Verlag.
