Beratung zu Tierhaltung und Tierpflege
Wer Tiere hält muss sich früher oder später damit befassen, wo und wie er seine Schützlinge unterbringen will. Zu den elementaren Bedürfnissen gehört ausserdem eine artgerechte Ernährung und Beschäftigung. Zur Vorbeugung von Krankheiten ist es mir deshalb wichtig, Sie über Haltung, Beschäftigung und Ernährung Ihrer Schützlinge zu informieren und beraten.
Ansteckende Krankheiten können durch Tierpfleger von Gehege zu Gehege verschleppt werden, aber auch durch unerwünschte Tiere wie Mäuse, Ratten oder Schaben. Als Tierhalter können Sie sich mit so genannten zoonotischen Erregern infizieren. Es ist deshalb wichtig, sich über diese Erreger zu informieren, hygienische Abreitsabläufe einzuhalten und in grösseren Einrichtungen sogar standardisierte Arbeitsabläufe (standardised operating procedures, SOP) vorzuschreiben.
Bevor Sie mit Ihren Tieren züchten und Jungtiere aufziehen, sollten Sie sich diesen Schritt sehr gut überlegen. Nicht nur ist dies ein kostspieliges Unterfangen, aber was in freier Wildbahn automatisch passiert, ist in Gefangenschaft nicht trivial. Nebst der veränderten Bedürfnisse trächtiger Tiere sind Aspekte wie Genetik, Aufzucht, Weiterverwendung der Jungtiere uvm. zu berücksichtigen. Hierzu biete ich eine Aufzuchtberatung an.
Haltung
Artgerechte Tierhaltung simuliert die ökologische Nische, in der die entsprechende Tierart durch Evolution entstanden ist. Je nach Tierart sind unterschiedliche Faktoren vorrangig zu berücksichtigen. Zum Beispiel ist die Umgebungstemperatur wesentlich wichtiger für ein Reptil oder einen Fisch, die exotherm sind, als für einen Vogel oder ein Säugetier, die ihre Temperatur autonom regulieren. Weitere Parameter sind relative Luftfeuchtigkeit, Beleuchtung, UV-Strahlung, Wasser, Wasserklärung, Lüftung usw. Das optimale Zusammenspiel all dieser Faktoren gewährleistet das körperliche Wohlbefinden des Tieres.
Bei der Planung einer Tierhaltung ist jedoch auch daran zu denken, dass es immer Arbeiten durch den Tierpfleger gibt. Man kann sich viel Ärger ersparen indem man bereits bei der Planung verschiedene Dinge wie Reinigung, Quarantäne, Desinfektion usw. berücksichtigt. Das gilt für Terrarien, Auqarien, Volièren oder Freiluftgehege gleichermassen, ebenso für kleinste und grosse Betriebe. Insbesondere ist daran zu denken, wie man gegebenenfalls mit einer Infektionskrankheit umgehen kann oder ein krankes Tier separieren kann, ohne es vollständig aus seinem sozialen Verband zu isolieren.
Beschäftigung
Das psychische Wohlbefinden Ihres Tieres hängt nicht nur von physikalischen Umweltbedingungen ab. In Gefangenschaft brauchen Tiere Beschäftigung, die sie in der Natur durch Nahrungssuche und Sozialverhalten automatisch erhalten. Es ist deshalb wichtig, dass die Umgebung des Tieres seine 5 Sinne und sein Denkvermögen stimuliert. Dafür hat sich der Begriff "environmental enrichment" eingebürgert, was soviel wie Umweltbereicherung bedeutet. Die Umwelt eines Tieres in Gefangenschaft wird durch das Substrat, Äste und Pflanzen bereichert, aber auch durch unterschiedliche Fütterungsmethoden, Gruppenhaltung, Spielsachen, Dressur, Training oder eigene Aufzucht.
Wichtig ist, dass sich die Haltung und Beschäftigung immer an der Natur der Tierart orientiert und keine fundamentalen Bedürfnisse verletzt.
NB: Denken Sie auch daran, dass sie von Gesetzes wegen dazu verpflichtet sind, für das physische und das psychische Wohl Ihres Tieres zu sorgen! In der Schweiz und der Europäischen Union gibt es gesetzliche Mindestanforderungen, die Sie einhalten müssen. Aus ethischer und wissenschaftlicher Sicht ist es jedoch wünschenswert, dass Sie die Haltung Ihres Tieres darüber hinaus an sein natürliches Habitat annähern.
Ernährung
Fütterung beginnt mit der richtigen Lagerung der Futterbestandteile. Heu verliert z.B. innerhalb 6 Monaten sämtliches Vitamin C und ist daher für Meerschweinchen nach dieser Frist ungeeignet. Viele Vitamine sind lichtempfindlich oder oxidieren an der Luft. Gut verschlossene Behälter verhindern ausserdem, dass unerwünschte Schädlinge sich daran gütlich tun. Es ist daher wichtig, Futter sauber und richtig zu lagern.
Es gibt drei grundsätzliche Fütterungstypen: Pflanzenfresser, Allesfresser und Fleischfresser. Dazwischen gibt es natürlich beliebige Nuancen, die von der Tierart abhängen. Entspricht die Fütterung nicht dem natürlichen Futterangebot der Tierart, sind Mangel- oder Überschusskrankheiten absehbar. Auch das Klima und die Haltungsbedingungen beeinflussen die Bedürfnisse und ausserdem muss sich die Fütterung am individuellen Bedarf des Tieres orientieren. So brauchen wachsende Tiere eine angepasste Menge von Proteinen und Kalzium, Leistungstiere vermehrt Energie, und ältere Tiere eher weniger Futter. Die Zusammenstellung eines Futterplanes ist also keineswegs trivial und bedarf viel Umsicht.
Futter sollte immer frisch und sauber sein. Während der Zubereitung des Futters ist auf eine hygienische Arbeitsweise zu achten, um Krankheiten durch Fäulnis- oder Infektionserreger zu vermeiden. Futter kann auch Beschäftigung sein! Die Zubereitung braucht also nicht unbedingt komfortabel für den Pflegling zu sein. Er muss sich aber bei der Darbietungsform genügend und ausgewogen ernähren können.
Wasser sollte für jedes Tier, immer zur Verfügung stehen. Es ist darauf zu achten, dass auch das schwächste Tier in einer Gruppe, freien Zugang zu sauberem Wasser hat. Badeteiche sind kein Ersatz für eine Tränke! Wasser, das Tiere trinken sollte Trinkwasserqualität haben.
Arbeitsabläufe und Schädlingsbekämpfung
Mikroorganismen, die Krankheiten verursachen können gibt es überall. In der Mehrheit der Fälle stellen sie auch kein Problem dar. Eine Quarantäne verhindert das Einschleppen von Erregern durch neu zugefügte Tiere. Trotzdem ist es zum Teil unvermeidbar, dass Infektionskrankheiten in Tierhaltungen ausbrechen. Wichtig ist, dass diese nicht aus Versehen zwischen verschiedenen Gehegen verschleppt werden. Dies kann über Gegenstände, die Schuhe des Pflegers oder Schädlinge geschen. Weiter ist daran zu denken, dass gewisse Tierarten Erreger tragen können, die für den Menschen schädlich sind (Zoonosen). Seien dies Salmonellen bei Reptilien oder Lyssaviren bei Fledermäusen - in jedem Fall muss das Risiko vernünftig gehandhabt werden.
Arbeitsroutinen während der Tierpflege sollten so gestaltet sein, dass sie das Risiko minimieren und trotzdem ergonomisches und ökonomisches Handeln erlauben. Dies ist unterschiedlich je nach Haltungsform und -bedingungen und kann am Besten schon bei der Planung der Tierhaltung berücksichtigt werden. In grösseren Betrieben lohnt es sich standardisierte Arbeitsabläufe (Standardised Operating Procedures, SOP) zu erstellen und diese mit einem HACCP-Protokoll (Hazard Analysis Critical Control Point) zu überwachen.
Die Kontrolle von Schädlingen ist vor allem in grösseren Tierhaltungen eine Herausforderung. Hierbei spielen natürlich bauliche Massnahmen eine grosse Rolle, aber auch trivial anmutende Dinge, wie Schliessmechanismen von Türen und Arbeitsabläufe können das versehentliche Füttern und Verschleppen von Schädlingen verhindern. Wächst die Schädlingspopulation zu stark, muss anders vorgegangen werden. Hier bieten Nützlinge, Abwehrmittel oder Gifte Abhilfe. Vor allem bei den chemischen Eingriffen ist genau abzuklären, wie die Mittel wirken und wie spezifisch sie eingesetzt werden können, ohne den Hauptbewohnern der Anlage zu schaden.
Aufzucht
Bei der Zucht von Tieren in menschlicher Obhut werden die natürliche Auslese und Partnerselektion verhindert, was zu Konsequenzen für die Folgegenerationen führt. Viele Zoos und Sammlungen beanspruchen für sich, zum Erhalt der Biodiversität beizutragen. Genetische Variabilität anhand von Markern aufrecht zu erhalten ist meines Erachtens ein etwas illusorisches Unterfangen und man sollte sich bewusst sein, dass Tiere in ihrer arteigenen Umgebung von der Natur selbst am besten gezüchtet werden. Zucht in menschlicher Obhut dient also in erster Linie der Beschäftigung der Elterntiere und der Tierpfleger. Dabei muss überlegt sein, was mit den Nachkommen passiert. Es ist in vielen Fällen nicht einfach, Nachkommen exotischer Tiere unterzubringen.
Artgerechte Aufzucht von Jungtieren erfordert grosse Fachkenntnis, viel Aufwand des Tierhalters und ist mit Kosten verbunden. Eltern- und Jungtiere haben spezifische Anforderungen an das Klima, die Ausstattung und Grösse der Anlage, die Ernährung und das Verhalten des Pflegers. Ein solches Projekt sollte nicht leichtfertig unternommen werden und will gut vorbereitet sein.
